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Dienstag, 3. September 2013

Die Deuſtsche Rechtſchreibung oder wie ſchreibe ich richtig I

Gleich nach der Veröffentlichung meines letzten Artikels über den Roten Turm erntete ich Lob und Kritik. Kritik vor allem, weil ich konſequent die Neue Deutſche Rechtſchreibung mißachte.

“Daß und muß ſchreibt man mit ss„ durfte ich mich belehren laſſen. So wird es unſeren Kindern ſeit Durchſetzung der letzten Rechtſchreibreform in der Schule beigebracht. Und Verlage und verſchiedenſte Inſtitutionen haben an der Verbreitung der neuen Regelungen tatkräftig mitgewirkt, und ſich eine goldene Naſe verdient.

Eines möchte ich an dieſer Stelle klarſtellen:
Es gibt kein Geſetz, das uns vorſchreibt, wie wir zu ſchreiben haben! Geſetzlich geregelt iſt nur die Amtsſprache. Jeder in unſerer Republik kann ſprechen und auch ſchreiben, wie er möchte. Die Bayern oder Schwaben bſpw. wären ſicher erfreut, wenn ſie Hochdeutſch reden müßten. Die amtlichen Vorgaben der Kultusministerkonferenz zur Neuen Rechtſchreibung gelten nur für den Öffentlichen Dienſt. Der Rat für deutſche Rechtſchreibung gibt die Empfehlungen heraus, wie der Deutſche ſchreiben ſollte.

Wie ſinnlos die Reform war, machen neuere Empfehlungen deutlich. So bleibt es bei eingedeutſchten Fremdwörtern jedem ſelbſt überlaſſen, wie er ſie ſchreiben will. Für mich ein Trend dahin zurück, wie es Millionen von Internet- und Mobilfunknutzern leider praktizieren, ſo zu ſchreiben wie man ſpricht.
Auch die Empfehlungen zur Schreibung von zuſammengeſetzten Wörten mit drei gleichen Buchſtaben hat ſich geändert. Sollte man bſpw. Kaffeeerſatz ſchreiben, heißt es heute wieder Kaffee- Erſatz. Dreifachvokale oder konſonanten ſtellen für mich keineswegs eine Vereinfachung der Schreibweiſen dar, neben der Vereinheitlichung ein erklärtes Ziel der Reformer. Der Vorwand der Vereinheitlichung iſt genauſo ein Witz, ſchließlich haben wir doch alle daß und Schiffahrt geſchrieben.

Mein geliebtes ß. Das ß iſt eine Ligatur. Ligaturen werden im mechaniſchen Druckverfahren verwendet, um dem Setzer die Arbeit zu vereinfachen. Das heißt, für häufige wiederkehrende Buchſtabenkombi- nationen wurde eine Type hergeſtellt. Für ſch mußten nicht mehr drei Lettern in den Setzkaſten für die Buchſeite geſetzt werden, ſondern nur noch eine. Und weil das ſo klaſſe war, haben die das mit ſt, tz, ſſ, ff, ck, ch und vielen anderen gemacht. Darum durften wir auch nie ſt trennen, der Schriftſetzer hat das Trennungszeichen neben die Ligatur geſetzt. Wer meinen Poſt genauer betrachtet, ſieht, daß ich hier ebenfalls Ligaturen verwende.

Und woher kommt nun das ß? Das iſt die Ligatur für ſs.

Dem Leſer oder der Leſerin iſt wohl kaum entgangen, daß ich neben dem lateiniſchen s auch dieſes ſ verwende. Ein ſogenanntes langes s, oder sprachwissenschaftlich, eine stellungsbedingte allographische Variante des Graphems „s“. Danke Wikipedia! :o) Das lange s kommt aus der Deutſchen Schrift, auch als Frakur oder gebrochene Schrit bezeichnet, und iſt der Standartbuchſtabe für s. Das kleine lateiniſche s wird ausſchließlich am Ende von Silben oder Wörtern verwendet. Verzichte ich auf die Ligatur ß, ſieht es ſo aus: Fluſs, daſs, muſs.

ß heißt nichts weiter als ss. Wo ſchreibe ich dann bitteſchön etwas falſch, wenn ich das ß benutze und richtig einſetze?

Die Rechtſchreibreformer haben aus einer Ligatur ein Suprasegmentalia gemacht. Ein Lautzeichen, um dem Leſer daraufhinzuweiſen, daß der Vokal davor lang geſprochen werden muß. Seltſamerweiſe folgt ſs häufiger auf einen kurz geſprochenen Konſonaten. Der Leſer kann es gern überprüfen, indem er meinen Artikel noch einmal lieſt. Wörter wie Ruß oder Fuß tauchen im üblichen Schriftverkehr eher ſeltener auf. Man ſoll gezwungen werden, ſich nach und nach vom ß zu verabſchieden.

Das iſt nichts Neues. Bereits 1915 forderte Duden, daß „die mehrfach versuchte Anwendung eines langen ſ in lateinischer Schrift für das ſ in der deutschen Schrift unzulässig ist.“ Woraus folgt, daß auch das ß unzuläſſig iſt, da es ja ein Ligatur für ſs iſt.

Alſo dann bitte ganz abſchaffen. Das brachte die Rechtſchreibreformer allerdings in die Zwickmühle, daß wieder nicht zu unterſcheiden war, ob der Vokal vor ss nun lang oder kurz geſprochen wird. Alſo mußte das ß wieder her, als phonetiſches Zeichen.

Cui bono? Ich brings mal auf den Punkt, auch auf die Gefahr hin mir heftige Kritiken einzuhandeln. Ich kenne niemanden, der vorher mit dem ß Probleme hatte oder nicht wußte, wie Fuß oder Guß ausgeſprochen wird. So manch ausländiſcher Beſucher ohne ausreichende Sprachkenntnis vielleicht ſchon. Und den Kindern, die mit ihren Eltern aus der Fremde zu uns gezogen ſind und unſere Schulen beſuchen, fällt die deutſche Sprache und Schrift ſicher alles andere als leicht. Ich hoffe ſehr, daß ihnen mit der Rechtſchreibreform geholfen wurde.

Deutſchland hat ſeine Sprache für die Welt leichter lesbar gemacht. Ich wünſche, die Franzoſen würden ſich an uns mal ein Beiſpiel nehmen.

Euer Wotan ;o)

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